Virtuos Virtuell

8 min, Experimentalfilm, 2013
fbw-prädikat »besonders wertvoll«
Credits

Regie Maja Oschmann und Thomas Stellmach

Maja Oschmann
Zeichnung
Storyboard
Bild-Choreografie
Filmlayout
Tuscheanimation

Thomas Stellmach
Produzent
Projektidee
Handlungsablauf
Bildzusammensetzung
Technik
Stereoskopie
Tuscheanimation

Filmlayout / Bildchoreografie

Maja Oschmann verknüpft die musikalischen Strukturen der Ouvertüre sowie Thomas Stellmachs Ideen eines Handlungsablaufes mit ihrer Vorstellung von Klang-Bild-Analogien zu einer Bildchoreografie. Dafür wählt sie aus der gemeinsam angelegten Sammlung tausender einzelner Filmschnipsel die nach ihrem Empfinden geeigneten Aufnahmen aus und bringt sie in eine Bildkomposition mit präzisen zeitlichen Angaben.

Mit Tusche und Airbrush Kompressor am Filmaufnahmetisch
ausschnitt aus dem filmlayout,
arbeitstitel »baumwachsen«
04:31 min
gepustete Astvariationen
Tusche auf Papier / Rohrfeder, Stahlfeder, Japanpinsel
Ausschnitt aus dem Filmlayout, Arbeitstitel "Tulpen wachsen", 3:05 bis 3:13 Min
Ausschnitt aus dem Filmlayout, Arbeitstitel "Farn wächst"
Ausschnitt aus dem Filmlayout, Arbeitstitel "Pfützenditschen und Unterwasserwelt"
Virtuos Virtuell - Kurzbeschreibung

Der siebeneinhalb-minütige Experimentalfilm VIRTUOS VIRTUELL der Künstlerin Maja Oschmann und des Oscar-prämierten Trickfilmers Thomas Stellmach basiert auf der Ouvertüre der Oper "Der Alchymist" von Louis Spohr. Handgefertigte, ungegenständliche Tuschezeichnungen nehmen Charakteristika und Stimmungen der Musik auf und loten dabei nicht nur die Eigenheit des Materials Tusche aus, sondern erzählen in immer neuen Formen eine Geschichte von zögerlicher Begegnung und dynamischer Verfolgungsjagd. Ihr Wechselspiel von tänzerischer Leichtigkeit und Konfrontation weckt vielfältige Assoziationen.

Bildklang - Arvo Pärt

Spiegel im Spiegel
Spiegel im Spiegel 1 / Arvo Pärt
Tusche
60 x 80 cm
Spiegel im Spiegel 2 / Arvo Pärt
Tusche
60 x 80 cm
Spiegel im Spiegel 3 / Arvo Pärt
Tusche
80 x 60 cm

Bildklang - LABO#4

violon / électronique
Bildklang
digitale Sammlung, Tusche
Bei dem 9-monatigen Kompositionsworkshop LABO#4 violon/électronique (org. asbl ferme du biéreau en exil en co-production avec le CRFMW (Liège)) entwickelt Maja Oschmann gemeinsam mit der Violinistin Izumi Okubo und Klangkünstler Jean-Marc Sullon eine Klang-Bild Sprache. Sie orientiert sich an der Umsetzbarkeit musikalischer Strukturen, rhythmischer Bewegungen und Klangformen in Bildzeichen. In 7 minütigen Performances agieren die Künstler gemeinsam mit Geigenspiel, Handzeichnung und elektronischer Verfremdung. Der zeitgenössische Komponist Peter Swinnen begleitet den Kompositionsworkshop.
LABO#4 / 1
Tusche auf Papier
100 x 70 cm
LABO#4 / 2
Tusche auf Papier
100 x 70 cm
LABO#4 / 3
Tusche auf Papier
100 x 70 cm

Körper

ich schließe die Augen und ertaste mein Gesicht
höre Baumrauschen
stelle mir vor, wie sich die Töne im Inneren meines Ohres fortbewegen
ertaste mit der Zunge meine Mundraumhöhle
schnalze mit der Zunge
hocke auf allen Vieren am Boden und erkunde meinen Stand im Raum
tanze auf der Stelle
im Raum 1, 4-teilige Reihe
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
81cm x 114cm
im Raum 3, 4-teilige Reihe
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
81cm x 114cm
Mundraumhöhle
Kohle, Tusche
100cm x 70cm
Mundraumhöhle, e.a. 1/1
Kaltnadelradierung
107cm x 76cm
Spiegelung
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
82 x 118 cm
Spiegelung
Subjektiv Wahrgenommenes spiegelt sich in Linien und Strukturen. Kribbeliges, sowie Schleifendes, Warmes, Gespanntes, Schweres, Leichtes und Fädriges. Die Widerständigkeit des Materials verleitet zu körperbetontem Arbeiten. Sie verlangt Entschlossenheit und führt zu rhythmischen Bewegungen. Vor dem Druck ist von der entstehenden Grafik nicht mehr zu sehen, als Grate und Erhebungen, an denen sich beim Einfärben der Druckplatte die Farbe sammelt und in schwarzen Flecken und ausblutenden Linien abdruckt.
geschluckt
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
76 x 107 cm
geküsst
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
107 x 76 cm
Sonnenblume
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
107 x 76 cm
Töne im Ohr
Kaltnadelradierung, e.a. 1/1
107 x 76 cm
Ich stelle mir vor, wie sich die Töne im Inneren meines Ohres fortbewegen
o.T.
Lithografie, e.a. 1/1
80 x 60 cm
o.T.
Lithografie, e.a. 1/1
80 x 60 cm
Tag am See
Kohle, Tusche
100 x 70 cm
Tag am See

Der Wind streicht durch den kleinen Baum. Dicht neben mir höre ich das Rauschen seiner Blätter. Mit jedem Windstoß flattern sie umher und tanzen vor meinen Augen. Hinter dem kleinen Baum steht ein großer Baum. In einem dumpfen Getöse legt sich sein Blattregen über das Rauschen des Anderen. Dabei streicht mir ein Windhauch über die Haut und lässt Gänsehaut bis in tiefen Weichen ziehen. Spitze Nadeln stechen in aufgeworfenen Punkten. Dunkel pocht das Blut in den Adern und klopft an mein Ohr.

Traum
Montypie
60 x 84 cm
o.T.
Montypie
65 x 90 cm
o.T.
Montypie
32 x 45 cm
o.T.
Montypie
31 x 46 cm

Vita – Maja Oschmann

Maja Oschmann
*1975 geboren, lebt und arbeitet in Kassel

Maja Oschmann führt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld von Zeichnung und Musik, was sich in zahlreichen interdisziplinären Projekten mit Musikern und KomponistInnen niederschlägt. Ihr Film Virtuos Virtuell zu der Oper Der Alchemist von Louis Spohr lief auf 180 Festivals und erhielt 43 internationale Auszeichnungen.


Seit der Auftaktveranstaltung der Kasseler Musiktage 2005 schöpft sie eigene Klangbilder zu Musik. Ihre individuellen Zeichen haben sich über die Jahre zu einer eigenständigen visuellen Sprache entwickelt, die sie zur Realisierung ganzer Partituren nutzt, die von eingeweihten Musikern interpretiert werden und umgekehrt. So auch bei ihrem derzeitigen Projekt Transfer-Zeichnung-Musik mit den Musikerinnen Christine Weghoff (Akkordeon, Klavier) und Constanze Betzl (Flöte), mit dem die Künstlerinnen seit 2016 auf der Bühne stehen und ihre Klang-Bild-Sprache in gemeinsamen Live-Performances aufführen.


Maja Oschmann ist Lehrbeauftragte der Universität Kassel. Sie arbeitete zusammen mit der Robert-Bosch-Stiftung (Kunst und Spiele), mit dem Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin (education) und der Kunsthalle Kiel (Kunstvermittlung).


2018 Schweinesonnen, Kunstbalkon Kassel (G)
2018 Arbeitsstipendium der SV Sparkassenversicherung, Kunstmesse Kassel
2018 Transfer Zeichnung-Musik, Live-Performance mit Constanze Betzl (Flöte), Christine Weghoff (Klavier, Komposition), Kultursommer Mittelhessen (E)
2018 Hommage, Galeriefest der Südstadtgalerien/ Kunstbalkon (G)
2017 Transfer Zeichnung-Musik, Live-Performance mit Constanze Betzl (Flöte), Christine Weghoff (Klavier, Komposition), Dock 4 Kassel (E)
2017 Heute Hier Morgen Dort, Kunstbalkon Kassel (G)
2016 Isolation / 387, Kulturbahnhof Kassel (G)
2014 Sonderausstellung Virtuos Virtuell - Filmmuseum Frankfurt
2014 Gruppenausstellung Netz - Kunsthalle Kiel
2013 Gruppenausstellung ZEICHNEN - domaine gallery Kassel
2013 Making Of Virtuos Virtuell - Gloria Kino Kassel
2013 Uraufführung Virtuos Virtuell in Begleitung des Kasseler Staatsorchesters - Kongress Palais Kassel
2012 Sonderausstellung Virtuos Virtuell Making Of - Spohrmuseum Kassel
2011 Ausstellung Virtuos Virtuell Making Of - Kunsttempel Kassel
Filmausschnitt Virtuos Virtuell
2010 - 2013 Produktion des Films Virtuos Virtuell
2010 - 2011 Lehrauftrag Zeichnen - Kunsthochschule Kassel
2007 - 2008 Labo#4 violin / électronique - org. asbl ferme du biéreau en exil en co-production avec le CRFMW (Liège), concert et live au nova-cinema Bruxelles
2006 Bühnenbild-Illustrationen Danzas Del Amazonas (Komponist Diego Jascalevich) - E.ON Mitte AG Kassel
2005 Klangfarben Farbklänge, Performance Kasseler Musiktage
2005 Otto-Braun-Stipendium
2005 Abschluss Visuelle Kommunikation mit Auszeichnung an der Kunsthochschule Kassel
2004 Ankauf Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung, Artothek Kassel
180 Festivalteilnahmen, 43 Filmauszeichnungen
mit Virtuos Virtuell
Auswahl
  • Sonderpreis, Visual Music Award, Gelnhausen (Geburtsort der Brüder Fischinger), Deutschland
  • Friedrich-Wilhelm-Murnau Kurzfilmpreis
  • Special Art Jury Award und Special Museum Award, 3rd Festival Erarta MOTION PICTURES, Sankt Petersburg, Russland
  • Bester Animationsfilm, Washington DC Independent Film Festival, USA
  • Publikumspreis: Bester Animationsfilm, San Francisco IndieFest
  • BEST EXPERIMENTAL/ABSTRACT FILM, Ottawa International Animation
  • Opening film and SPECIAL MENTION, Int. Leipzig Festival for Documentary and Animated Film, Germany
  • BEST EXPERIMENTAL FILM, Festival TOFUZI, Tbilisi, Georgia
  • BEST EXPERIMENTAL FILM, New Orleans Film Festival
  • 1st AUDIENCE AWARD for Best German Short Film, exground filmfest, Wiesbaden
  • Best Animated Short, Starz Denver Film Festival
  • BEST 3D ANIMATION, 3D Film & Music Fest Barcelona
  • BEST ANIMATION/EXPERIMENTAL FILM, Riversedge International Film Festival, Paducah, Kentucky
  • BEST EXPERIMENTAL FILM, Route 66 Film Festival, Springfield
  • Festival BEST EXPERIMENTAL FILM, BuSho International Short Film
  • BEST OF FEST, Fandana Musik & Arts Festival, Huntington, USA

Publikationen

Zeichnungen von
Maja Oschmann

Text: Tina Strippel - Kunstwissenschaftlerin

Zarte, filigrane, manchmal zitternde Linien, entschiedene Striche, durchlässige Flächen, die zu den Rändern hin sich verdichten zu Umrissen, an Seifenblasen erinnernd, zerfließende Punkte und geballte Tropfen, gelegentlich wieder zerfasernd an den Rändern, lassen den Blick zwischen der Wahrnehmung eindeutiger Zweidimensionalität und der Vorstellung einer Dynamik im Raum wechseln. Maja Oschmanns Radierungen und Zeichnungen - wobei die Unterscheidung zwischen Zeichnung und Malerei eine harte, bestimmte ist, während in diesen Konkretisierungen immer eine Schwelle zwischen beidem umspielt wird - scheinen gleichzeitig abstrakt und eben doch ganz konkret zu sein; und vielleicht ist diese Unterscheidung ebenfalls etwas, das in den Arbeiten sowohl Sinn verliert als auch gewinnt.

Wie die Titel verraten, handelt es sich mitunter um die Visualisierung von Tönen. Analogien zwischen Tönen und Formen herzustellen ist etwas, das nicht so willkürlich ist, wie man vielleicht zunächst anzunehmen geneigt sein könnte. Evident und selbstverständlich sind sie bereits in sprachlichen Beschreibungen wie hell, dunkel, klar, scharf, diffus, weich, fließend - Benennungen, die sich auch auf Seh- und Tasterfahrungen beziehen können. So erscheinen die Zeichen auf dem bis auf eine etwas größere, dunkle unscharf begrenzte Fläche recht leeren Blatt als Vibrationen, die dem kompakten Teil eines Klangs folgen, die noch „in der Luft hängen“, wenn der Ton eigentlich schon verklungen ist. Gemeinsam ist beidem, dem Klang und der Form, dass sie rhythmisch, dynamisch sind. Wenn dann die sich gelegentlich öffnenden assoziativen Bezüge zu Gegenständen oder Körperteilen suggerieren, dass die Zeichnungen von der konkreten Welt abstrahieren, dann ist das nur die halbe Wahrheit. Genauso sehr sind sie ganz konkret die Spuren von Bewegungen. Schließt man den Raum mit der Zeit kurz, wie das im Erleben ständiger Gegenwärtigkeit der Fall ist, ist eine Linie ein Punkt, der andauert - genau das ist die Erfahrung desjenigen, der die Linie macht: er setzt den Stift aufs Papier und zieht; Zeichnungen zeigen Zeit durch die Spuren der Bewegung auf dem Untergrund. Im Nachvollziehen der körperlichen Erfahrung des Machens durch die Augen ergibt sich eben diese Zeitlichkeit, die für den Klang wesentlich ist: er existiert nur eine Zeit lang, bevor er verklingt. So sind die mal mehr abbildhaften, mal mehr assoziativ verwischt gestischen Verweise auf die körperliche Erfahrung der Angelpunkt, in dem „abstrakt“ und „konkret“ in eins fallen.

Kontakt

Email
zeichnung@majaoschmann.de

Atelier für Zeichnung
Alte Korkfarbik
Elfbuchenstrasse 24
34119 Kassel
Alle Bilder ©Maja Oschmann

Impressum

Maja Oschmann
Alte Korkfarbik
Elfbuchenstrasse 24
34119 Kassel
Grafikdesign
Miriam Oeste
mail@miriamoeste.de
Programmierung
Jan Pischke
www.janpischke.de